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Wurzeln und Flügel


Erinnern Sie sich, wie Sie das erste Mal davon gehört oder gelesen haben, dass man einem Kind Wurzel und Flügel geben solle? Wurzel, die das Kind erden, festhalten, wachsen lassen. Und später dann Flügel, dank denen es sich hinaus in die Welt schwingen kann und als Überflieger durchstarten.

Als ich das erste Mal diesen sinnigen Spruch gehört habe, musste ich lange darüber nachdenken. Und selbst heute, mit zwei pubertierenden zuhause, verstehe ich ihn zwar, kann ihn aber doch nicht richtig begreifen.


Wurzeln als Stolpersteine

Wie gibt man denn (s)einem Kind «Wurzeln». Die Erklärungen zur eigenen Herkunft haben meine Jungs nie interessiert – und wo erfährt man mehr über die eigenen Wurzeln. Die Wurzeln unterwegs im Wald waren da doch viel spannender. Über sie konnte man hüpfen, aus ihnen Wurzelmännchen gestalten. Und oft, leider viel zu oft waren sie ganz einfach ein Hindernis, über das man stolperte oder über das Mami mit dem leider nicht Offroad-Kinderwagen kaum kam. Schlimmer noch war der Versuch, meinen Kindern Schwarz»wurzeln» anzubieten… aber unsere Tischmanieren sind ja hier nicht das Thema, zum Glück.


Definition der Wurzel

Und wenn ich nun genauer nachlese, dann stelle ich fest, dass die Wurzel in der Chemie als Wasserabscheider verstanden wird. Na, das können meine Jungs prima! Andernorts wird erklärt, dass die Wurzel der Nahrungsaufnahme und –umwandlung einer Pflanze dient. Und, das hat mich geschockt, da steht: «Wurzeln tragen keine Blätter». Stellen Sie sich das nun wieder vor. Jede Menge Erziehung – und das ganze trägt keine Blätter! Schlimmer noch wäre ja bloss, wenn es keine Früchte trägt…aber das ist ja dann wohl auch so!

Dann halt Flugunterricht

Wenn ich also bei den Wurzeln nicht weiterkomme, versuche ich mein Glück bei den Flügeln. Wie in aller Welt gebe ich denn wiederum diese an meine Kinder? Mit Mühe und Not habe ich es geschafft, dass meine Herren Söhne gehen können und ihre Beine nun auch regelmässig benutzen. Und nun soll ich gleich wieder Flugunterricht geben? Und überhaupt, wo fliegen die denn dann hin? So, wie sie nie einen Weg finden? Nein, nein, in der Luft ist das ja dann noch viel schwieriger! Und weil man ja dann eh vergessen hätte, Treibstoff zu tanken (das macht ja sonst Mami für einen…), wäre der Absturz garantiert.


Oder doch philosophischer?

Hm, ich denke fast, dass meine doch ein wenig zu realistische Sicht hier fehl am Platz ist. Viel besser ist es doch, das ganze philosophischer anzugehen. Und meinen Kindern einen festen Stand, sprich jede Menge Selbstbewusstsein und eine gute Ausbildung zu geben. Und Flügel, die sie als Engel scheinen lassen, während sie auf zu neuen Ufern starten und sich durchaus auch mal Träumen hingeben. Dabei fällt mir ein, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn wir Mütter uns auch ab und zu Wurzeln und Flügel gönnen würden, nicht wahr?

Beflügelte Grüsse, Ihre Anna Schreiber

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